
Vor der Gewalt in Honduras wird im Reiseführer ausführlich gewarnt. Die überwiegende arme Bevölkerung des Landes hat über Jahrzehnte Vieles mitmachen müssen: mexikanische Drogenkartelle, korrupte Polizei, Gewalt, Banden... Die abgelegenen Regionen und die lange Karibikküste Honduras wurden vorwiegend zum Ziel der Drogenschmuggler.
Für Reisende ist die Gewalt kaum wahrnehmbar. Die Präsenz der Polizei ist hoch – vor allem in den Städten. Allerding halten wir uns an einige Empfehlungen, dass wir bestimmte Regionen meiden, nachts nicht unterwegs sind und sichere Übernachtungsplätze suchen.
Deshalb – und weil wir zeitlich begrenzt sind – erzählen wir lediglich von einem kleinen Teil Honduras.
Die Währungseinheit von Honduras ist übrigens der Lempira.
Und diese Geschichte muss unbedingt erzählt werden!
Wir sind auf dem Weg von der Hauptstadt Tegucigalpa zu der kleinen Stadt Gracias weiter im Norden.
Es ist Nachmittag und es wird Zeit nach einem Übernachtungsplatz Ausschau zu halten. Dazu gibt es u.a. eine App namens iOverlander. Nach einer Zahlstelle fährt Peter rechts ran, damit wir in Ruhe eine Möglichkeit suchen. Die Auswahl ist nicht berauschend. Zufällig stehen wir hinter einem Polizeiauto. Die Polizisten bemerken uns und kommen auf uns zu mit der Frage, ob alles in Ordnung sei? Peter erklärt, dass wir lediglich einen sicheren Übernachtungsplatz benötigen. Das bringt die Polizei auf den Plan. Nach vielen Überlegungen und langem Hin-und Her gibt es die Möglichkeit „enfrente“ der Polizeistation im 40 km weiten Comayagua über Nacht zu stehen. Einer der Polizisten ruft den Kommandant an, der diese Übernachtungsmöglichkeit absegnet. Wir fahren also nach Comayagua das auf unserem Weg liegt und suchen die Polizeistation. Mehrere junge, bewaffnete Polizisten stehen davor und staunen über unser Auto. Nach Peters Erklärungen können wir tatsächlich direkt vor der Polizeistation parken. Ein junger Mann namens Aleman (apellido = das ist der Nachname) findet uns Alemanos deshalb ziemlich witzig. Recht schnell kommt der Kommandant mit seinem Mitarbeiter. Beide begrüßen uns sehr herzlich. Fotos werden aufgenommen und das Womo besichtigt (bonito). Es folgt eine Verabredung für 19:00 h zu einer Stadtrundfahrt in einem Quad mit Dach. Ein recht spektakuläres Polizeifahrzeug.
Zuvor beschließen Peter und ich uns derweil die Stadt anzusehen. Aber – wir dürfen nicht alleine los. Die Polizei will uns unbedingt begleiten. Schlussendlich stimmen wir zu. Wir wandern also unter Begleitschutz eines jungen Polizisten zum Plaza de Armas, zu 2 Kirchen und mehreren Bancomaten.
Um 19:00 h werden wir abgeholt und auf den Rücksitzen des Polizeiquads mit blinkendem Blau- und Rotlicht (das ist hier üblich) an den Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbei gefahren. Das ist eine ganz schön auffällige und anstrengende Sache für mich. Zu guter Letzt laden wir die beiden „Offiziellen“ zu einem Abendessen ein, denn eine derartige Ehrung und Gastfreundlichkeit muss gefeiert werden.
Wir sind schließlich in Honduras, wo die Mordrate 20 Mal so hoch sein soll, wie in Amerika (auf 100 000 Einwohner kommen pro Jahr knapp 100 Tode (Stand 2014))!
In der Stadt Comayagua können wir uns super sicher fühlen. Selbst unser Schlaf wird von der Polizei überwacht.
Noch einige Daten zu der Stadt: Ca. 81 000 Einwohner, war die erste Hauptstadt Honduras und politisches und religiöses Zentrum. Das kann man heute noch an den gut erhaltenen Kirchen und Prachtbauten erkennen. 1880 wurde die Hauptstadt nach Tegucigalpa verlegt.
Nach einer doch eher unruhigen Nacht – viele, viele Autos sind langsam, sehr langsam, an uns vorbeigefahren und haben das WOMO lautstark kommentiert – bedanken wir uns und fahren morgens gegen 7:00 h weiter Richtung Norden in die kleine Stadt Gracias. Von dort soll der Präsident her kommen.
Die bergige, bewaldete Region ist das Kernstück Honduras. Es geht auf relativ guten Straßen durch kleine Ortschaften. Unterwegs (es ist Sonntag) jubeln uns lange Fahrzeugschlangen mit Menschen und Fahnen zu. Sie fahren auf Motorrädern, sitzen oder stehen auf Pickups und Lastwagen und demonstrieren Geschlossenheit für ihre Partei. Diejenige mit den roten Fahnen sind die Anhänger der Sozialisten, diejenige mit den blauen Fahnen die der bestehenden, konservativen Regierung. Die Häuser sind ebenfalls mit Fahnen der entsprechenden Gesinnung geschmückt. Am 25.11.2017 wird in Honduras gewählt. Der derzeitige Präsident ist Juan Orlando Hernándes.
Am frühen Morgen liegen großflächige Wolken über den Bergen. Irgendwann steigt uns auf dem ein Geruch in die Nase, der uns an Zuhause erinnert. Wir stellen fest, dass Kraut angebaut wird. Von daher kommt der Geruch: zurückgebliebene Krautreste. So riecht im Herbst die gesamte Filderebene!!!!
Was ebenfalls bemerkenswert ist: Wir sehen unzählige Verkaufsstände, meist mehrere hintereinander und auf beiden Straßenseiten, die vollgepackt mit Knallkörper aller Art sind. Wenn es möglich wäre, würde Peter welche als Präsent für Wolfe im Flieger nach Deutschland mitbringen! Ist es aber nicht.
Nach einem kurzen Stopp in Gracias fahren wir weiter zu den Copán Ruinas, die bedeutendste prähistorische kolumbianische Stätte der Maya in Amerika, aus der Zeit 250-900 n. Chr.. Wir sind beeindruckt, was in dieser Zeit am Bauten, Steinmetzarbeiten und Hieroglyphen entstanden sind. Also wandeln wir bei schönstem Wetter durch das Gelände und schauen und bestaunen die Historie.
Besondern schön sind die im Park ansässigen Aras, die aussterbenden Nationalvögel Honduras. Das laute Krächzen hören wir von Weit her und erfreuen uns später aus der Nähe an der Farbenbracht der Vögel. Mit rotem, blauen und gelbem Federkleid schwirren sie durch die Bäume. Am Besten sind sie zu fotografieren, wenn sie am Futterstand sitzen.
Am nächsten Morgen geht es dann weiter zur Grenze nach Guatemala.
Entgegen vieler Warnungen haben wir uns in Honduras wohl gefühlt. Die Menschen sind zurückhaltend, aber sehr freundlich und interessiert, wenn wir sie ansprechen. Die jahrelangen Gewalttaten im Land gehen an den Menschen nicht spurlos vorbei. Der Lebensstandard auf dem Land und am Stadtrand ist äußerst bescheiden. Allerdings ist unser Eindruck sehr eingeschränkt, weil wir uns nur kurz im Land aufgehalten haben.
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